WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2013
Foto: Manuela Müller
Schwerpunkt
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Martin verkauft bei Raiffeisen alles, was es zwischen Keller und Dach zu ver­
bauen gibt
– zum Großteil zwar an Gewerbekunden, aber oft auch an die
Hausbauer von nebenan. Für einen Großhändler ist es allerdings eher unty­
pisch, dass er auch an Privatkunden verkauft. Denn anders als im Einzelhandel
geht es im Großhandel tatsächlich um die richtig großen Mengen: „Wir ver­
kaufen nicht nur, sondern kaufen auch selbst ein, und das nicht paletten­, son­
dern Lkw­weise“, erklärt Martin. Man muss hier im Ein­ und im Verkauf fit
sein, das heißt auch, Preise kalkulieren, Angebote einholen und vergleichen,
aber auch selbst welche schreiben sowie Marketingstrategien erstellen und
Kundenakquise betreiben.
Und man muss sich natürlich mit dem, was man verkauft, auskennen.
Gera­
de das sei ein Punkt, der oft unterschätzt werde, weiß Martin. „Es gibt so un­
heimlich viele Produkte, und als guter Baustoffhändler sollte man sie alle ken­
nen; wissen, wie sie verwendet werden und sich auch bei Neuentwicklungen
immer auf dem Laufenden halten.“ Da müsse man einfach auch Spaß daran
haben und Interesse mitbringen. Martin hatte nach der Schule als Immobilien­
makler gearbeitet und dadurch mit den Baustoffen und dem Baugewerbe
schon sehr viel zu tun. „Außerdem hab ich eben auch die andere Seite ken­
nengelernt. Das hilft mir jetzt, zum Beispiel wenn ich mit Kunden verhandle.
Das ist manchmal nicht so einfach, schließlich geht es im Großhandel auch um
‚große‘ Summen. Man sollte da auf jeden Fall selbstbewusst auftreten aber
sich auch nicht überschätzen.“ Das funktioniert nur, wenn man auch über das
nötige Fachwissen verfügt. In der Berufsschule, die Martin an zwei Tagen in
der Woche besucht, gibt es dazu die Grundlagen des Handels allgemein. „Wie
alles, was mit Rechnungswesen, Buchhaltung und Betriebswirtschaft zu tun
hat. Aber der Großhandel beschränkt sich ja nicht nur auf eine Branche – es
geht von Apotheken über Lebensmittelmärkte bis Zoofachhandel. Es ist eben
ein sehr breit gefächerter Beruf – alles über die jeweiligen Produkte lernt man
dann eigentlich im Betrieb.“ Für Martin ging es zu Beginn seiner praktischen
Ausbildung im Betrieb erst einmal ins Lager. „Ich sollte die Waren kennenler­
nen und wissen, wie sie gelagert werden, bevor ich sie im Verkaufsraum dem
Kunden anbiete. Dazu gehört neben Verkaufstalent auch gewissenhafte
Buchhaltung und eine Menge EDV­Arbeit.“ Allein das Warenwirtschafts­
programm sei sehr umfangreich, aber man könne sich da gut reinarbeiten.
„Das Schöne ist, dass ich dabei nicht allein in einem Büro sitze. Wir haben hier
einen Empfangstresen mit Computerarbeitsplätzen. Dort bearbeite ich Auf­
träge, nehme Anrufe entgegen, schicke selbst Aufträge an Händler, gleiche
Preise ab oder mache am Ende des Tages die Kassenabrechnung. Und natür­
lich bin ich immer für den Kunden da. Beratung ist ein wichtiger Teil meiner
Arbeit. Dafür gehe ich mit dem Kunden auch mal ins Lager oder raus auf eine
Baustelle. Das macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch, Produkte im Einsatz
zu zeigen und man lernt selbst immer wieder was Neues. Wir haben hier Tief­,
Trocken­ und Dachbau, bis man da wirklich ein richtig guter Baustoffhändler
ist, muss man schon einige Jahre Berufserfahrung sammeln.“ Und genau das
hat Martin auch vor. „Es wäre zwar zum Beispiel auch ein BWL­Studium mög­
lich, aber ich möchte lieber gleich richtig arbeiten und mich vielleicht noch
spezialisieren. Energiefachberater könnte er sich gut vorstellen.“ (mü)
Wer ein Haus bauen möchte und dafür Material braucht, fährt besser nicht mit dem Kleinwagen zum Einkaufen – soviel ist klar. Aber wo bekommt man über­
haupt Estrich, Gipskarton und Fensterbänke in (h)ausreichend großen Mengen? Im Baustoffgroßhandel. Genau. Damit dort zentnerweise Zement und Co auf
Lager sind, ist der Kaufmann im Groß­ und Außenhandel gefragt. Und dass dieser noch viel mehr können muss, als nur ein­ und verkaufen, erklärt der
25­jährige Martin, der im Sommer seine Ausbildung beim Baustoffgroßhandel Raiffeisen­Warenzentrale Kurhessen­Thüringen GmbH beenden wird.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Hier macht´s die Masse
Kaufleute im Groß­ und Außenhandel kaufen
Waren in verschiedenen Branchen und ver­
kaufen sie an Handel, Handwerk und Industrie
weiter.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: Interesse an kaufmännisch­
organisatorischen Tätigkeiten, Kunden­ und
Serviceorientierung, Kommunikationsfähigkeit,
gute Rechenkenntnisse, Verhandlungsgeschick,
Sorgfalt
Chancen: Du arbeitest im
Bereich der Warenwirtschaft
von Großhandelsunterneh­
men und kannst dich je
nach Branche spezialisieren
und beispielsweise auch
BWL studieren.
Kaufmann
im Groß­ und
Außenhandel
(m/w)
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