WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2013
Foto: Manuela Müller
Titel
12
Julia war nach ihrem Schulabschluss auf der Suche nach einem Beruf,
bei
dem man viel Kontakt zu Menschen hat, nicht nur in einem Büro sitzt und
nicht jeder Arbeitstag gleich ist. „Ich habe ein bisschen recherchiert und bin
auf die Ausbildung zum Hauswirtschafter im Reha­Zentrum Bad Franken­
hausen gestoßen.“ Das passte irgendwie, denn anders als viele denken, steckt
hinter diesem Beruf viel mehr, als „nur“ Putzen. „Gerade in so einer Klinik wie
hier gibt es sehr viele abwechslungsreiche Arbeitsbereiche. Die Küche und der
Service sind zum Beispiel genauso wichtig, wie das Reinigen der Zimmer auf
den Stationen. Letzteres sei dabei übrigens eine der Sachen, die Julia beson­
ders viel Spaß mache. „Klar, das klingt erstmal nicht so toll, wenn ich sage,
dass ich gern die Zimmer reinige, aber mir macht das wirklich auch Spaß. Ich
sehe immer sofort, was ich geleistet habe und schließlich freuen sich auch die
Patienten, wenn sie in ein sauberes Zimmer kommen.“ Außerdem ist das eine
Arbeit, die die angehenden Hauswirtschafter auch schnell selbstständig ma­
chen dürfen. In der Küche zum Beispiel ist das schon was anderes. Wenn da
das Fleisch anbrennt oder die Suppe ungenießbar versalzen wird, bleiben 200
Patienten hungrig. „Ich lerne zwar auch Kochen und Backen, aber hier sind
meine Aufgaben eher, dem Koch zuzuarbeiten, Salate anzurichten oder auch
Platten für Frühstück und Abendbrot vorzubereiten.“ Auch müssen die
Patienten dank Julia nicht mit den Fingern essen oder selbst vor der Küche an­
stehen: „Ich decke auch die Tische mit ein oder serviere die Gerichte.“
Oft sei die Ausbildung zum Hauswirtschafter nur schulisch, erklärt Julia,
„hier
ist das schon etwas anderes, denn man ist vollständig in die Arbeitsprozesse
integriert.“ Das heißt zwar auch mehr Verantwortung, ist aber auch ein Vorteil,
denn man lernt eben auch gleich das „echte“ Berufsleben kennen. Und das
kann schon sehr anstrengend sein. Ein Bett machen ist nicht das Problem,
aber wenn man mal eine Schicht lang nichts anderes macht und es dann
schnell auch mal zwanzig Betten sind, möchte man sich eigentlich nur noch
selbst in eines hineinlegen.
Auch die Theorie sei nicht zu unterschätzen.
„Jeder denkt, Wäsche waschen
zum Beispiel ist nicht schwer, aber wenn man es professionell macht, ist das
eben noch einmal was anderes. Es gibt sehr strenge Hygienevorschriften, die
muss ich alle kennen und natürlich auch anwenden.“ Das lernt Julia zum Teil
direkt im Haus und auch in der Berufschule in Artern. Dort gibt es verschiede­
ne Lernfelder, die befassen sich unter anderem eben mit Hygiene, Wäsche­
pflege, der Arbeit in der Küche oder auch mit Wirtschaft, Einkauf und Waren­
lagerung. „Das ist schon sehr viel Lernstoff, heißt aber auch, dass ich in vielen
verschiedenen Bereichen ausgebildet werde und so später auch sehr flexibel
einsetzbar bin.“
Ihre späteren Arbeitsplätze könnten zum Beispiel
Kliniken, Wohn­ und Be­
treuungseinrichtungen für Kinder, Senioren oder Menschen mit Behinderung,
Jugendherbergen, Hotels, Ferienanlagen aber auch landwirtschaftliche Be­
triebe oder Privathaushalte sein. „In der Hauswirtschaft geht es darum, sich
umMenschen zu kümmern und sie zu versorgen. Das mache ich sehr gern und
die Arbeit wird mir, egal wo ich später arbeite, sicher nicht ausgehen.“ (mü)
Leider nicht. Das Zimmer versinkt im ungeordneten Chaos, wegen akutemMangel an sauberen Tassen wird aus der Kanne getrunken und die letzte Hose hängt
befleckt überm Stuhl – Zeit für Hausarbeit oder einen verzweifelten Rückzug ins Hotel Mama. Nicht für Julia. Die 19­Jährige macht eine Ausbildung zur
Hauswirtschafterin im Reha­Zentrum Bad Frankenhausen und muss über solche „Kleinigkeiten“ eher schmunzeln.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Das bisschen Haushalt – macht sich von allein?
Hauswirtschafter übernehmen hauswirtschaft­
liche Versorgungsleistungen und die Betreuung
von Personen verschiedenen Alters mit unter­
schiedlichen Bedürfnissen und Interessen.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: Freude am Umgang mit Men­
schen, Einfühlungsvermögen, Organisations­
talent, serviceorientiertes Arbeiten, Sorgfalt,
kaufmännisches Geschick, gute Rechen­
kenntnisse
Chancen: Nach der Ausbildung
gibt es viele Arbeitsbereiche
in Hotel­ und Gastronomie­
betrieben, Kliniken oder
Betreuungseinrichtungen.
Auch ist der Schritt in die
Selbstständigkeit möglich.
Hauswirt­
schafter
(m/w)
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