WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2013
Foto: Manuela Müller
Dein Engagement
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Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Seit einem halben Jahr ist Florian nun schon als Bundesfreiwilliger im Einsatz
und Notfälle wie so ein Herzstillstand gehören für den 19­Jährigen zum Ar­
beitsalltag. Er hatte nach seinem Abitur nach etwas gesucht, mit dem er die
Zeit bis zum Beginn eines Studiums überbrücken konnte. „Meine Eltern haben
mich da auf den Bundesfreiwilligendienst gebracht. Ich hab mich dann genau­
er informiert. Ich wollte nach Jena und da die Uniklinik hier der größte An­
bieter im Bereich BFD ist, hab ich mich da beworben.“ Damals hatte Florian
vor, Medizintechnik zu studieren, „da passte dann die Intensivstation sehr gut,
weil dort sehr viel Technik eingesetzt wird.“ Außerdem habe er irgendwo hin­
gewollt, „wo ein bisschen was los ist.“ Stephan Martin, der die BFD­Einsätze
im Klinikum koordiniert, erklärt: „Wir setzen jeden nach seinen Neigungen ein.
Niemand wird dort hingeschickt, wo er sich nicht wohl fühlt.“ Und gerade der
Intensivstation sollte man gewachsen sein, das weiß auch Florian: „Hier kann
es schon sehr stressig werden, da darf man nicht im Weg stehen und muss
schnell reagieren und das tun, was einem gesagt wird.“ Auch müsse man psy­
chisch stabil sein. „Hier liegen die Patienten, denen es richtig schlecht geht
und es sterben auch einige.“ Für Florian ist das kein Problem: „Das ist natürlich
nicht schön, aber ich komme damit gut zurecht.“
Als BDF´ler hat Florian zum größten Teil helfende Tätigkeiten:
„Ich habe auf
der Station viele verschiedene Aufgaben. Ich beziehe die Betten, betreue das
Besuchertelefon, verteile das Essen, welches wir aus der Zentralküche bekom­
men, sorge dafür, dass die Ärzte benötigte Instrumente und Geräte zur Hand
haben und helfe den Schwestern beim Umbetten und bei der Pflege der
Notfallalarm auf der Intensivstation im Universitätsklinikum Jena – Herzstillstand bei einem Patienten. Sofort sind Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger zur
Stelle: Reanimation! Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Jeder weiß, was er zu tun hat, jeder Handgriff sitzt und jede Sekunde zählt. Auch der BFD´ler Florian
weiß genau, was er zu tun hat und bringt das fahrbare EKG­Gerät. Und dann? Gerettet. Das Patientenherz schlägt wieder in seinem Rhythmus.
Im Herzrhythmus
Wer?
Du musst nur deine Schulpflicht erfüllt haben,
es gibt keine Altersgrenze.
Wo?
Es gibt 35.000 Stellen in Deutschland, verteilt
auf Soziales, Umwelt­ und Naturschutz, Sport,
Integration, Kultur­ und Denkmalpflege,
Bildung, Zivil­ und Katastrophenschutz.
Wie lange?
In der Regel 12 Monate. Verkürzen auf 6
Monate oder Verlängern auf 18 ist
möglich.
Was gibt´s dafür?
Neben dem guten Gefühl, helfen zu
können, auch ein Taschengeld,
dessen Höhe die Einsatzstelle
bestimmt.
Bundes­
freiwilligen­
dienst
Patienten.“ Dazu gehören zum Beispiel Umlagern, Waschen, Ankleiden und
bei der Nahrungsaufnahme unterstützen. Für Florian gab es, wie für alle, die
in diesem Bereich arbeiten, eine Grundkrankenpflegeschulung. „Da lernt man
in Theorie und Praxis, worauf man achten muss, wie man sich richtig desinfi­
ziert, an welche Vorschriften man sich halten muss und natürlich auch wie
man richtig mit den Patienten umgeht.“ Auf der Intensivstation müsse man
da wegen der vielen Schläuche und Drainagen besonders vorsichtig sein.
Alles was mit medizinischer Pflege zu tun hat, ist dann aber nicht mehr
Florians Aufgabe, denn das dürfen nur die Ärzte und das ausgebildete
Pflegepersonal.
„Für alle, die beruflich einmal in diese Richtung gehen wollen,
ist so ein Einsatz natürlich ein guter Einstieg.“ Man bekomme einen guten Ein­
blick in die Arbeit im Krankenhaus, könne sich selbst ausprobieren und heraus­
finden, ob das was für einen ist, oder eher nicht. „Immerhin 20 Prozent der
ehemaligen BDFler bewerben sich bei uns dann für eine Ausbildung“, so
Stephan Martin. „Viele andere beginnen ein Medizinstudium.“
Florian allerdings hat sich für einen anderen Weg entschieden.
Er wird im
Anschluss Business Administration studieren. „Ich arbeite hier sehr gern, aber
ich weiß jetzt auch, dass das nicht das ist, was ich beruflich machen möchte.
Nichtsdestotrotz war es eine gute Entscheidung. Man lernt nicht nur
Fachliches kennen, sondern kommt auch mit sich selbst menschlich ein gutes
Stück voran.“ Er selbst sei selbstständiger geworden und „irgendwie auch ein
bisschen erwachsener.“ (mü)
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