Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Für die 19­jährige Torie,
die während ihrer Ausbildung zur Pferdewirtin in
Meura direkt auf dem Hof des Gestüts wohnt, beginnt die Arbeit schon, bevor
die Sonne überhaupt zu erahnen ist: „Wir fangen imWinter immer viertel acht
an, im Sommer dann schon dreiviertel sieben – und vor allem auch nicht mit
ausgedehntem Frühstück. „Wenn, wie jetzt, die Stuten abfohlen, also ihren
Nachwuchs auf die Welt bringen, müssen wir dort erstmal nach dem Rechten
sehen.“ Dann werden die Futterkrippen geleert und gereinigt, die Stuten be­
kommen ihr Kraftfutter und es geht weiter durch alle Ställe: Ausmisten,
Füttern, Heu und Stroh verteilen, Wasser auffüllen und schließlich gibt es auch
für die Pferdewirte eine stärkende Frühstückspause. Danach wird weiter aus­
gemistet oder die Arbeit auf den Koppeln vorbereitet. „Wir haben hier über
260 Pferde, die brauchen natürlich viel Platz. Und da reicht es nicht, die Tiere
einfach auf eine Wiese zu stellen. Ein Teil unserer Koppeln liegt mehrere Kilo­
meter entfernt.“ Auch da müssen die Tränken immer gefüllt und vor allem die
Zäune intakt sein. Das sei auch eine richtig schwere Arbeit, etwa wenn Torie
Zaunpfähle über die naturbelassenen, unebenen Koppeln tragen muss.
„Pferdewirt ist vielleicht ein typischer Mädchenberuf, aber viele haben da eine
falsche Vorstellung. Hier wird nicht nur ausgeritten. Man arbeitet nicht nur
mit den Pferden, sondern sehr viel für die Pferde, und das sind eben nicht im­
mer die Lieblingstätigkeiten. Man steht auch mal im Dreck, spannt kilometer­
lange Drahtzäune, putzt unzählige Sättel oder bringt bergeweise Stroh von ei­
nem Stall in den anderen. Das sollte man wissen, bevor man sich auf diesen
Beruf einlässt.“ Andererseits hat er natürlich auch genau die Sachen zu bieten,
die echten Pferdefans die Herzen höher schlagen lassen. Für Torie ist das zum
Pferdewirt auf dem Haflingergestüt in Meura: Morgens kitzelt dich die Sonne wach, du frühstückst gemütlich und gehst dann erstmal in den Stall, um nach
deinem Lieblingsfohlen zu sehen. Dann wird gefüttert, gestreichelt und gekuschelt bis zumMittag. Später zum Kaffee schnappst du dir eine Picknickdecke und
machst dich auf zur Koppel, wo du den Pferden einfach nur zusiehst, bevor du ganz romantisch in den Sonnenuntergang reitest. Was für ein toller Beruf.
Traumhaft. Und dann klingelt der Wecker.
In die Ställe, pferdig, los
Pferdewirte und Pferdewirtinnen züchten und
versorgen Pferde.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: Spaß am Umgang mit Tieren,
körperliche Belastbarkeit,
Verantwortungsbewusstsein, Bereitschaft zu
Stallarbeit
Chancen: Nach einer erfolgreichen Ausbildung
zum Pferdewirt kannst du dich zum
Pferdewirtschaftsmeister weiterbilden
oder zum Beispiel
Pferdewissenschaften studieren.
Pferdewirt
(m/w)
Beispiel die Arbeit mit den Fohlen. „Man sorgt vor allem dafür, dass sie alles
haben, was sie brauchen und dann wird natürlich schon auch mal gekuschelt
und gespielt. So gewöhnen wir sie auch gleich an den Umgang mit Menschen
und klären die Rangordnung. Das ist wichtig für eine artgerechte Haltung im
Herdenverband. Die ausgewachsenen Tiere sind bis zu 500 Kilogramm schwer
und sollten wissen, dass wir keine Artgenossen sind, die sie rumschubsen dür­
fen.“
Torie ist jetzt schon seit fast drei Jahren hier in Meura
und hat nicht nur viele
Pferdegeburten miterlebt, sondern die Fohlen auch aufwachsen sehen. „Das
ist mit das Schönste für mich. Man begleitet sie vom unbeholfenen Fohlen,
das gleich nach der Geburt seine ersten Schritte macht, bis zum fertig ausge­
bildeten Pferd, auf dem andere Reiten lernen oder das bei Turnieren mitläuft.
Wenn man Pferde liebt, gibt es nichts Besseres.“
Wie bei jeder dualen Ausbildung, gibt es auch für die Pferdewirtazubis einen
Theorieteil.
Dazu geht es in die Berufsschule nach Rudolstadt. „Dort lernen
wir dann alles über das Pferd, seine Bedürfnisse, Haltung, Ernährung, Krank­
heiten und die Ausbildung. Außerdem fahren wir für zwei Wochen zur über­
betrieblichen Ausbildung nach Moritzburg und bekommen dann noch einmal
Intensivkurse und zum Beispiel Reitunterricht. Denn das sollte man als Pferde­
wirt natürlich können – außerdem macht es sehr viel Spaß.“ Für Torie stehen
in Kürze die Abschlussprüfungen an. „Ich möchte nach meiner Ausbildung
gern weiter hier arbeiten und auf jeden Fall dem Beruf treu bleiben.“ (mü)
WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2013
Foto: Manuela Müller
Titel
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