WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2013
Foto: Manuela Müller
Titel
10
Während Lorenz auf dem Land aufwuchs und in Sachen Holzarbeit schon ei­
niges an Erfahrung mitbringen konnte, ist der Städter Lucian ein Wald­
neuling:
„Ich habe nach dem Abi typische ‚Stadtberufe‘ in Wirtschaft und
Handel ausprobiert, aber das war irgendwie nicht das, was ich wollte. Ich woll­
te raus in die Natur und habe mich nach einer Alternative umgesehen und bin
hier jetzt richtig zufrieden“, freut sich der 29­Jährige trotz körperlich wirklich
anspruchsvoller Arbeit. Sein Kollege Lorenz kannte das Metier schon: „Ich bin
hier auf dem Land aufgewachsen, da hat man von Haus aus viel mit Holz und
Natur zu tun.“
Am Anfang bekamen beide erstmal klassische Lehrlingsaufgaben.
„Bei uns
hieß es, hunderte Erdnägel zurechtschneiden und anspitzen“, erinnert sich
Lorenz. Da war eher Ausdauer als körperliche Fitness gefragt. „Aber spätes­
tens, wenn man dann das erste Mal den ganzen Tag lang Pflanzen auskesselt,
also mit der Sichel den Begleitwuchs bei Jungbeständen entfernt hat, weiß
man, was man getan hat. In den ersten Monaten tut einem da schon immer
mal was weh. Und man muss sich auch erst dran gewöhnen. Aber wenn man
die Natur mag, kann einem nichts besseres passieren, man ist immer an der
frischen Luft, hat Bewegung und Ruhe.“ Dabei sei der Winter übrigens gar
nicht das Problem: „Wenn wir arbeiten, frieren wir eigentlich nie, nur in den
Pausen manchmal ein bisschen. Aber für die richtig ungemütlichen Tage ha­
ben wir einen Bauwagen“, sagt Lorenz. Und auch Lucian findet den Sommer
anstrengender: „Bei 30 Grad im Schatten in dicker Schutzkleidung ist das
schon ein bisschen unangenehm und nichts für einen schwachen Kreislauf.“
Jetzt sind die beiden im zweiten Lehrjahr, und dürfen auch schon an die
schweren Maschinen:
„Gerade beim Baumfällen muss man einfach voll bei
der Sache sein. Man darf weder sich noch die Kollegen in Gefahr bringen und
muss auch darauf achten, dass keine Spaziergänger in die Gefahrenzone kom­
men“, erklärt Lucian. Außerdem fälle man nicht einfach drauf los. Vorher müs­
se man zum Beispiel den Bestand beurteilen, den Baum auswählen und sich
für die passende Fällmethode entscheiden. „Wir arbeiten jetzt schon relativ
selbständig, aber der Meister schaut uns immer über die Schulter und hilft,
wenn es nötig ist. Man muss hier die richtige Technik, aber eben auch die
Theorie beherrschen und da gibt es richtig viel zu lernen.“
Dafür besuchen die beiden in den drei Ausbildungsjahren jeweils sechs
Wochen lang die Berufschule und die überbetriebliche Ausbildung in
Gehren.
„Wenn man in den Naturwissenschaften und Mathe fit ist, kommt
man da gut durch, für die praktische Arbeit sollte man dann auch handwerk­
liches Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen und ein wenig technisches
Verständnis mitbringen.“
Zu den Aufgaben eines Forstwirts gehören zum Beispiel auch das Instand­
halten von Wanderwegen, das Freistellen von Bachläufen, Jungpflanzen
pflanzen und Kulturpflege.
„Wir schaffen hier etwas, von dem noch viele
Generationen nach uns etwas haben, das ist ein schönes Gefühl“, sagt Lucian.
„Natürlich kommt auch der Action­Faktor nicht zu kurz. Baumfällen ist schon
so eine Sache, die Jungs einfach Spaß macht.“ (mü)
Aber still und stumm sind sie nicht, so gar nicht. Denn mit ihren Motorsägen zerschneiden Lucian und Lorenz nicht nur die winterliche Ruhe im verschneiten
Forst rund um Bad Berka und Blankenhain und legen uns mal eben eine beeindruckend riesige Buche zu Füßen, sondern erzählen auch, was ihre Ausbildung
zum Forstwirt beim Thüringen Forst ausmacht und warum sie bei der Arbeit auch im Winter nicht frieren.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Zwei Männlein steh´n im Walde
Forstwirte legen Kulturflächen an, schützen und
pflegen Waldbestände, ernten Holz, sortieren
und lagern es.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: Liebe zur Natur, körperliche
Fitness und Belastbarkeit, gute Reaktions­
geschwindigkeit, logisches Denken, räumliches
Vorstellungsvermögen, guter Orientierungs­
sinn, handwerkliches Geschick, Verantwor­
tungsbewusstsein, Umsicht, gute
mathematische Grundkenntnisse
Chancen: Forstwirte arbeiten
bei privaten oder kommu­
nalen Forstbetrieben,
können sich zum Meister
weiterbilden oder sich
selbstständig machen.
Forstwirt
(m/w)
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